Kaunertaler Gletscherstraße (24.05.2001)








 

Einer von unseren Ausflügen während unserer zwei Wochen Urlaub im Mai sollte uns ursprünglich über den Brenner nach Sterzing und die Sellagruppe in Südtirol führen. 

Mein Kleiner muß leider in seiner Garage bleiben, weil wir diesmal zu dritt unterwegs sind. Also nehmen wir Claudias Honda Civic, und fahren um ca. 7 Uhr bei leichter Bewölkung zu Hause ab. In Garmisch nehmen wir noch unsere Freundin Margit an Bord, die dort Ihren Urlaub verbringt. Aus dem hohen Norden stammend, war sie zuvor erst einmal in den Bergen, und wir dienen ihr nun als Fremdenführer für die Alpen rund um Garmisch, sowie die Landeshauptstadt. Sie war auch noch nie zuvor in Italien (ja ich weiß Südtirol ist noch nicht wirklich Italien) und wir wollen ihr ja schließlich was bieten.


Skigebiet am Kauntertaler Gletscher

Aber es kommt mal wieder völlig anders als geplant. Über Mittenwald, Seefeld, und den Zirler Berg gelangen wir auf die Inntalautobahn. Da wir noch einiges vorhaben, entschließen wir uns die Brennerautobahn zu nehmen, um möglichst viel Zeit für die Dolomiten und das Eisacktal zu haben. Das läuft auch ganz gut. Zumindest bis wir ca. 1,5 km HINTER der Mautstation Schönberg unvorgewarnt im Stau stehen. Wir erfahren in der nächsten Verkehrsmeldung auf Radio Ö3, daß sich das Ganze noch weitere 20 km bis zum Brenner ziehen wird. Danke für die frühzeitige Warnung ... . Anscheinend haben mehr Leute den heutigen Feiertag mit dem morgigen Freitag zu einem langen Wochenende verbunden als ich für möglich gehalten habe. Auch ein kurzer Blick runter auf die Landstraße verheißt nichts Gutes. Nach ca. 20 Minuten Kriechzeit fahren wir schließlich an der Ausfahrt Matrei ab, und drehen um.

Zurück im Inntal nehmen wir die Inntalautobahn in Richtung Westen. Gut, dann halt nicht über den Brenner. Aber wohin dann? Reschen? Warum nicht. An Landeck vorbei beschließen wir noch unseren üblichen kleinen Abstecher über Spiess nach Samnaun zu machen (Dz:113). Im Zollanschlußgebiet der Schweiz gibt's billig Sprit, und wir füllen den sowieso schon recht leeren Tank für die Hälfte des Normalpreises. Da macht das Tanken noch Spaß. Immer noch ist das Ziel unserer Fahrt nicht geklärt. 

 

Also zurück ins Auto und den Berg runter Richtung Landeck. Diesmal über den kleinen aber äußerst reizvollen Umweg über das schweizerische Vinadi. Die recht enge Straße mit ihren einspurigen Tunnels (nur PKW - keine großen Vans und Wohnmobile! Die Tunnel sind nicht hoch genug) bringt eine Menge Fahrspaß. Obwohl die unbeleuchteten Tunnels allesamt eine Kurve beschreiben, läßt sich doch von jedem Tunnelportal aus die gegenüberliegende Ausfahrt erkennen (Dz:141).


Gletscherstraße

Ich nehm' den Denzel zur Hand. Gestern habe ich noch im Internet überprüft, welche Pässe und Hochalpenstraßen noch Wintersperre haben. Timmelsjoch,  Stilfser Joch und Silvretta sind noch geschlossen, aber die Kaunertaler Gletscherstraße ist offen. Kurze Umfrage bei den Mitfahrerinnen, und wir sind uns einig.

Unten treffen wir wieder auf die Hauptstraße in Richtung Landeck, der wir über die schweizerisch- /österreichische Grenze bis Prutz folgen. 

Dort richten wir uns nach dem Hinweisschild zu Kaunertaler Gletscherstraße (Dz:112). Gleich hinter dem Ort steigt die Straße sanft und kurvig an. Nach einigen Kilometern erreichen wir das Kassenhäuschen. Na ja, nach den vergeudeten sechzehn Mark für den Brenner, spielen die 36 hier auch keine Rolle mehr ... Warum muß man in Österreich eigentlich für jede Straße extra bezahlen?!


Blick von der Staumauer nach N


Blick von der Staumauer nach S

Hier beginnt die 26km lange Gletscherstraße, und es wird wieder interessanter. Auf dem Weg zum Staudamm des Gepatschstausees steigt die Straße nun steiler und mit gelegentlichen Kehren an. An den Hängen oberhalb der Straße sind deutlich die Steinbrüche zu erkennen, aus denen die Steine für den Damm geschlagen wurden.
Oben am Stausee angekommen bleibt die Qual der Wahl. Rechts rum oder links rum? Wir entscheiden uns für die rechte Seite. Die Straße schlängelt sich am See entlang. Der zur Zeit nur wenig gefüllte Speichersee erscheint weit unter uns, aber die unbewachsene Böschung verrät, wie hoch ansonsten das Wasser steht. Auf etwa halber Strecke des 6km langen Sees fahren wir über eine Brücke, an der ein imposanter Wasserfall nach unten donnert. Nach einer kurzen Pause geht's schon weiter. 


Wasserfall


Gepatschferner

Schon kurz nachdem wir den See hinter uns gelassen haben, steigt die Straße nun steil über zahlreiche Serpentinen nach oben. Der Blick nach unten auf den See wird immer imposanter, und langsam taucht links zur Fahrtrichtung der Gepatschferner auf. Ein kurzer Abschnitt läuft nun geradeaus, und wir sehen vor uns die Talstation der Sesselbahn zum Plateau - bereits außer Betrieb. 

Wir lassen die Station hinter uns und fahren über die folgenden Kehren dem Schnee entgegen. Bei offenem Fenster wird die Luft jetzt deutlich kühler als die rund 25° im Tal. Schon nach wenigen Höhenmetern liegt bereits Schnee neben der Straße, und die Straße steigt weiter an.

Wir erreichen den Parkplatz am Endpunkt und sind erstaunt. Nachdem wir auf der Straße mehr das Gefühl hatten allein unterwegs zu sein, finden wir einen gut gefüllten Parkplatz vor. Sogar zwei Reisebusse haben sich nach oben gearbeitet. Auch ein paar Barchetta Fahrer haben heute diese schöne Strecke gewählt, und parken ihre fünf Cabrios in einer Reihe an der Straße. Einige der anderen Autos haben Skiträger. Das interessanteste: ein Mitsubishi GT3000 mit Kennzeichen aus Florida.


Parkplatz 2750m

Das Skigebiet ist recht klein, aber wir sind ja immerhin im 'Tal' schon auf 2750m. Das Wetter ist gut. Die Sonne wird nur ab und zu von den vorbeiziehenden Wolken verdeckt.


Skigebiet

 In der Cafeteria besorgen wir uns einen kleinen Imbiss - das Mittagessen fällt aus - und setzten uns auf die Sonnenterasse. Hier schauen wir den Skifahrern zu und genießen die Sonne. 


Half Pipe


Blick nach unten auf den Stausee

Nach einiger Zeit machen wir uns wieder auf den Weg. Der Weg nach unten eröffnet weitere schöne Ausblicke auf die umliegenden Berge. Und weiter unten auf den Gepatschstausee. Am Gepatschhaus vorbei nehmen wir diesmal die andere Seite am See vorbei. Unten am Kassenhäuschen erwarte ich fast noch einmal zur Kasse gebeten zu werden. Schließlich kostet die Brennerautobahn auch in beide Richtungen ... Na ja, lassen wir das. Schließlich war die Straße in recht gutem Zustand.

Unten im Tal machen wir uns ohne weitere Abstecher wieder auf den Weg nach Garmisch. Diesmal wählen wir die Route über Imst, Nassereith und den Fernpaß. Kurz abbiegen nach Biberwier und über Ehrwald nach Garmisch. Hier verabschieden wir uns von Margit, und fahren nach Hause. 

 

 

 

 

© 2001 Andreas Feilner